Psychische Belastungen bei Kindern und Jugendlichen

Kinder und Jugendliche müssen sich in ihrer Entwicklung einer Vielzahl von Herausforderungen stellen. Nicht immer sind diese Schritte einfach zu bewältigen. Kommen dazu noch belastende äussere Faktoren hinzu, kann die Unterstützung der Eltern manchmal nicht ausreichend sein.

Veränderungen im Kindes- und Jugendalter

Jeder Entwicklungsschritt im Leben eines Kindes oder eines*r Jugendlichen bedeutet eine besondere Herausforderung. So ist zum Beispiel der Wechsel vom Kindergarten in die Schule ein bedeutender Schritt in einem Kinderleben. Viele meistern ihn gut, manche tun sich aber schwer. Sie brauchen mehr Unterstützung von den Eltern oder einer anderen Vertrauensperson, um ihren Weg zu finden.

Auch das Jugendalter ist geprägt von tiefgreifenden Veränderungen. Diese Veränderungen betreffen nicht nur den Körper, die sozialen Beziehungen oder die Gefühlswelt. Auch das Gehirn wird in der Adoleszenz vollständig umgebaut. Einige dieser Veränderungen und Verhaltensweisen wirken mitunter wie die Symptome einer psychischen Erkrankung. Sie gehören aber zur normalen Entwicklung vom Kindes- zum Erwachsenenalter.

Umgekehrt können Symptome einer psychischen Belastungssituation durch Entwicklungsprozesse in dieser Phase verdeckt werden. So sind Ängste, Traurigkeit, Wut oder Aggressivität normale Reaktionen bei Kindern und Jugendlichen. Es können sich aber auch psychische Probleme und Verhaltensauffälligkeiten daraus entwickeln, die weitere Unterstützung notwendig machen.

Broschüre Psychische Gesundheit und Erkrankungen in der Familie

Die Broschüre richtet sich an Familienmitglieder und Bezugspersonen aus dem privaten Umfeld. Themen sind: Wie kann psychische Gesundheit in der Familie geschützt werden, wie erkennt man psychische Belastungen, wie und wann kann man Belastungen ansprechen, was tun, wenn Eltern, Kinder oder Jugendliche erkranken.

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Normales Verhalten oder psychische Probleme?

Viele Symptome psychischer Erkrankungen ähneln den Merkmalen der normalen Entwicklung.

Oft ist es nicht einfach zu unterscheiden, ob ein junger Mensch psychische Schwierigkeiten hat oder eine normale Veränderung durchmacht. Viele Symptome psychischer Erkrankungen ähneln den Merkmalen der normalen Entwicklung. Jugendliche halten zum Beispiel vermehrt Dinge geheim. Dies ist ein normaler und wichtiger Prozess in der Entwicklung ihrer Selbständigkeit. Die Verschwiegenheit kann aber auch Anzeichen einer Angstproblematik und einer depressiven Entwicklung sein.

Es kann also hilfreich sein, sich die Veränderungen der Pubertät vor Augen zu führen und den*die Jugendliche*n in seiner Gesamtheit zu betrachten. Zieht sich der*die Jugendliche nur von seinen Eltern zurück, verbringt aber weiterhin Zeit mit seinen Freunden und geht seinen Hobbies nach? Dann besteht kein Anlass zur Sorge. Verbringt er oder sie im Gegensatz zu früher keine Zeit mehr mit Freund*innen oder werden geliebte Freizeitaktivitäten völlig vernachlässigt, könnte ein psychisches Problem vorliegen.

Belastende Situationen oder Erfahrungen

Es gibt aber auch Situationen oder Erfahrungen im Leben eines jungen Menschen, die für ihn sehr belastend sein können. Dazu gehören unter anderem

  • die Trennung oder Scheidung der Eltern
  • der Tod von wichtigen Bezugspersonen
  • schwere psychische Erkrankung in der Familie
  • Umzug an einen anderen Ort
  • Trennungserfahrung bei ersten Liebesbeziehungen
  • Mobbingsituationen in der Schule und im Netz (Cybergrooming)
  • oder hoher Leistungs- und Erfolgsdruck in der Schule, der Ausbildung oder in anderen Bereichen.

Viele junge Menschen meistern diese Belastungssituationen, auch mit der Unterstützung von Eltern und anderen wichtigen Vertrauenspersonen. Dennoch ist die Situation mit einem besonderen Augenmerk zu beobachten und sich gegebenenfalls Unterstützung zu holen. Für das Kind oder den*die Jugendliche, aber auch für sich selbst.

Warnzeichen für psychische Probleme

Psychische Probleme können sich negativ auf die gesamte Entwicklung von Kindern und Jugendlichen auswirken. Deshalb ist es wichtig, diese frühzeitig zu erkennen, sie anzusprechen und sich notfalls entsprechende Unterstützung zu holen.

Machen sich Eltern oder andere erwachsene Bezugspersonen Sorgen, können folgende, nicht abschliessende Fragen helfen, die Situation besser einzuordnen:

  • Hat sich das Verhalten des Kindes oder des*der Jugendlichen ohne erkennbare Ursache verändert oder gibt es einen Grund dafür?
  • Seit wann besteht diese Veränderung? Erst einige Tage oder bereits seit Wochen oder Monaten? Viele Auffälligkeiten im Verhalten verschwinden wieder ganz von alleine. Dauern sie jedoch über einen längeren Zeitraum an, kann ein psychisches Problem dahinterstecken.
  • Wie hoch ist der Leidensdruck des Kindes oder des*der Jugendlichen? Ist der Leidensdruck hoch und dauert über einen längeren Zeitraum an, muss dies ernst genommen und angesprochen werden.
  • Kann eine Belastungssituation irgendwie entschärft werden oder helfen auch altbewährte Strategien nicht, die Situation zu durchbrechen und die Last zu vermindern?
  • Zieht sich das Kind oder der*die Jugendliche immer mehr zurück und vernachlässigt über mehrere Wochen seine*ihre Hobbies, den Kontakt zu Freund*innen oder lehnt diese vollständig ab?
  • Klagt das Kind oder der*die Jugendliche neben psychischen Auffälligkeiten auch immer wieder über körperliche Symptome, wie Kopfweh, Bauchschmerzen, Müdigkeit oder wechselnde körperliche Beschwerden?
  • Geht der junge Mensch an mehreren Tagen pro Monat nicht zur Schule, an die Uni oder zur Arbeit (ältere Jugendliche)?
  • Werden die Noten oder die Leistungsausweise plötzlich und ohne Grund schlechter?

Trifft mindestens einer der genannten Punkt zu, ist es sinnvoll das Gespräch mit der jungen Person zu suchen und sich unterstützen zu lassen.

Hier finden Sie Tipps für ein gelingendes Gespräch.

Hilfsangebote

Für Kinder und Jugendliche und ihre Eltern gibt es eine Vielzahl von Institutionen und Fachpersonen, die helfen können. Aus Scham, fehlendem Selbstvertrauen oder weil sie befürchten, andere könnten schlecht über sie denken, öffnen sich Kinder und Jugendliche meist sehr zögerlich. Dadurch kann es passieren, dass fachliche Unterstützung erst spät in Anspruch genommen wird und sich psychische Probleme verschlimmern können.

Folgende Fachpersonen können helfen:

  • Kinderärzt*innen, Hausärzt*innen
  • Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienste
  • Niedergelassene Psychotherapeut*innen mit Schwerpunkt Jugendliche (Psycholog*innen und Psychiater*innen)
  • Lehrpersonen
  • Schulpsycholog*innen
  • Schulsozialarbeiter*innen und Jugendarbeiter*innen
  • Lehrlingsbetreuung
  • Beratungsstellen, online-Beratung (147)
  • Familie und Freund*innen und Kolleg*innen