Ein- und Austritt in die Klinik

Sie haben sich für eine stationäre Therapie in einer psychiatrischen Klinik entschieden – ein mutiger Schritt. Damit Sie sich voll und ganz auf Ihre Genesung konzentrieren können, kann es hilfreich sein, gewisse Dinge bereits im Vorfeld zu organisieren. Falls Sie das alleine nicht schaffen, bitten Sie Ihre Familie oder Freunde um Unterstützung.

Vor dem Klinikaufenthalt

Ein stationärer Aufenthalt in eine psychiatrische Klinik erfolgt in der Regel nach Anmeldung durch Ihren behandelnden Hausarzt oder Psychiater*in. Sie können sich jedoch auch selbst direkt bei der Klinik melden und diese bei einem Vorgespräch besichtigen.

Welche Klinik?

Die Auswahl der richtigen Klinik hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • dem Versicherungsstatus (ganze Schweiz, halbprivat/privat)
  • der Dringlichkeit der Aufnahme
  • der Aufnahmekapazität der Klinik

Ist ein sofortiger Klinikeintritt nötig, erfolgt eine Triage in die nächste Klinik, welche über ein freies Bett verfügt.

Sofern es Ihre Situation erlaubt, informieren Sie sich bereits im Vorfeld in Ruhe über die Klinik und deren Angebot. Vergleichen Sie die Angebote und tauschen Sie sich mit einer Person Ihres Vertrauens aus.

Welche Station?

Je nachdem, weshalb Sie sich in der Klinik behandeln lassen möchten, kommen Sie auf eine dafür spezialisierte Station. Die meisten Kliniken verfügen beispielsweise über eine Depressionsstation, eine Station für Abhängigkeitserkrankungen oder für die Alterspsychiatrie. Erfolgt die Einweisung kurzfristig, werden Sie in der Regel auf einer Akut-Aufnahmestation platziert.

Stationen können offen, teil-offen oder geschlossen geführt werden. Dies ist abhängig vom Gefährdungspotential (Selbst- oder Fremdgefährdung) einzelner Patient*innen auf der Station.

Kosten

Der stationäre Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik wird durch die obligatorische Krankenversicherung gedeckt. Es kommen jedoch 10% Selbstbehalt (bis 700 Franken pro Jahr), die Jahresfranchise sowie ein Beitrag von 15 Franken pro Tag auf Sie zu.

Aus dem Tunnel finden

Erfahrungsbericht über einen stationären Klinikaufenthalt.

Während dem Klinikaufenthalt

Nachfolgend finden Sie wichtige Informationen, damit Sie sich während Ihres Klinikaufenthaltes einfach zurechtfinden.

Der erste Tag

Am Eintrittstag erfolgt in der Regel eine körperliche Aufnahmeuntersuchung sowie ein ausführliches Aufnahmegespräch mit dem behandelnden Arzt. In den meisten Kliniken wird Ihnen eine pflegerische Bezugsperson zugeteilt, welche während Ihres Aufenthaltes Ihre Ansprechperson sein wird. Bei Behandlungsbeginn erhalten Sie schriftliche Unterlagen und Informationen zu Ihrem Aufenthalt, den Stationsregeln und anderen praktischen Hinweisen.

Medikamente

Neben regelmässigen psychotherapeutischen Gesprächen ist es möglich, dass man Ihnen Medikamente anbietet. Das Behandlungsteam ist dazu verpflichtet, Sie über sämtliche Behandlungsschritte aufzuklären und Ihnen Wirkung und mögliche Nebenwirkungen von Psychopharmaka zu erläutern. Sie haben das Recht, die Einnahme zu verweigern. Lesen Sie mehr zu den Themen Medikamente sowie Rechte während des Klinikaufenthalts.

Therapieangebot

Im Verlaufe des Aufenthaltes haben Sie die Möglichkeit, verschiedene Therapieangebote zu besuchen. Diese reichen von Ergotherapie über Musiktherapie, Physio- und Bewegungstherapie bis hin zu diversen gruppentherapeutischen Angeboten zu verschiedenen Themen. Daneben verfügt jede Klinik über einen Sozialdienst und eine Seelsorge.

Austausch mit Mitpatient*innen

Auf der Station werden Sie in Kontakt zu anderen Patient*innen kommen. Die meisten erleben den Austausch mit anderen Betroffenen als sehr hilfreich und unterstützend.

Manchmal können die Schicksale der anderen Sie jedoch auch zusätzlich belasten. In dem Fall ist es wichtig, dass Sie sich abgrenzen und zurückziehen können. Falls Ihnen das schwer fällt, suchen Sie das Gespräch mit Ihrer Bezugsperson.

Nach dem Klinikaufenthalt

Der Austritt aus der Klinik sollte sorgfältig mit Ihnen geplant werden. Eine optimale Austrittsplanung und Nachbehandlung helfen mit, Rückfälle und erneute Klinikaufenthalte zu vermeiden.

Ambulante Behandlungsmöglichkeiten

Bei einer ambulanten Psychotherapie findet die Behandlung, im Gegensatz zur stationären Behandlung, ausserhalb der Klinik statt.
Die Wartezeit für ambulante Therapien kann lange sein. Deshalb empfiehlt es sich schon früh, einen Termin für die Zeit nach der Klinik zu vereinbaren.

Psychiatrische Ambulatorien und Tageskliniken

Manchmal geht es auch nicht direkt nach Hause, sondern es empfiehlt sich der Besuch eines Ambulatoriums oder einer Tages- oder Nachtklinik. Diese teilstationären Angebote ermöglichen eine schrittweise und begleitete Rückkehr in den Alltag.

Viele der Therapieangebote, welche Sie in der Klinik kennen gelernt haben, können auch ambulant besucht werden. Sollten Sie also zum Beispiel von der Kunsttherapie profitiert haben, empfiehlt es sich, rechtzeitig nach ambulanten Angeboten in Ihrer Nähe zu suchen.

Psychiatriespitex

Eine Psychiatriespitex zum Beispiel besucht Sie regelmässig zu Hause und unterstützt Sie dabei, in Ihrem Alltag wieder zurecht zu kommen. Wichtige Themen sind die Gestaltung sozialer Beziehungen und das Trainieren der Selbstständigkeit.

Wichtig: Sowohl für die ambulanten Therapien als auch für die Psychiatriespitex wird eine ärztliche Überweisung benötigt. Klären Sie mit Ihrer Krankenkasse im Voraus ab, welche ambulanten Angebote übernommen werden und welche nicht.

Krisen- und Notfallplan

Ein sogenannter Krisen- oder Notfallplan ist ein bewährtes Instrument. Dieser kann sehr gut mit einer Bezugsperson zusammen erarbeiten werden. Der Krisen- und Notfallplan basiert auf Ihren persönlichen Erfahrungen mit Krisensituationen und beinhaltet neben Selbsthilfemöglichkeiten auch Telefonnummern von Freunden und Bekannten. Ebenso können dort hilfreiche Medikamente und Vorgehensweisen während einer Krise sowie der Hinweis über eine Psychiatrische Patientenverfügung (PPV) festgehalten werden.